Zerowaste im Schnittmuster – Teil 1

Wer schon einmal das eine oder andere Kleidungsstück zugeschnitten hat, kennt das Phänomen: auch wenn man noch so lange versucht hat das Schnittbild (Lagebild) zu optimieren, irgendwann steht man knöchelhoch in Schnittabfällen.
Als nachhaltig denkender Designer versucht man dann noch aus dem kleinsten Stück Stoff etwas Schönes zu zaubern, allerdings bleiben trotzdem immer noch genug Abfallreste über. Was kann man also tun um dieser Verschwendung Einhalt zu gebieten? Dieser Gedankengang sollte doch für die Modeindustrie sowohl eine ökologische Überlegung als auch eine ökonomische wert sein, da ca. 15% der Stoffe in der Industrie durch Verschnitt direkt in den Müll wandern. Das Zauberwort auf den ersten Blick heißt „Zerowaste-Schnitt“. Bei dieser Technik versucht man die gesamte Stoffbreite auszunutzen und so komplett auf Verschnitt zu verzichten. Auch ich beschäftige mich schon seit Jahren mit diesem Thema, und versuche auch immer, diesen Designansatz in meine Kollektionen zu integrieren.

Alter Wein in neuen Schläuchen?

Die Idee, keinen Stoff zu vergeuden ist nicht neu. In vielen Kulturkreisen finden sich Ansätze zu Zerowaste. Immer wieder werden auf Blogs und auch in der einschlägigen Fachliteratur der japanische Kimono und der indische Sari genannt. Allerdings muss man geographisch gar nicht so weit gehen, denn auch im antiken Griechenland findet man die beiden Kleidungsstücke Chiton und Chlamys, die eindeutig dieser Schnittkategorie zugerechnet werden können. Hierbei werden rechteckige Stoffbahnen durch Raffung um den Körper drapiert und teilweise mit Nadeln und Schmuckstücken fixiert oder verschlossen.
An dieser Stelle möchte ich allerdings betonen, das bei den genannten Beispielen weniger ein ökologischer Aspekt im Vordergrund stand, sondern schlicht die Tatsache, dass Stoffe und deren Herstellung teuer waren und als etwas sehr Kostbares angesehen wurden.

Die meiner Meinung nach absolute Vorreiterin und Pionierin in Sachen zeitgenössischen Zerowaste Pattern ist die französische Couturiere Madelaine Vionnet, die eigentlich eher als Erfinderin des Schrägschnittes gilt. In ihren Entwürfen finden sich viele Beispiele von quadratischen oder rechteckigen Schnittteilen und lang drapierten Stoffbahnen.