Zerstört Überproduktion immer noch die Nachhaltigkeit in der Mode?
Gestern bin ich über ein sehr altes Bild von mir bei meiner allerersten Modenschau in Wien am 17. Februar 2010 gestolpert. Es war ein bitterkalter Wintertag und Wien war mit Eis und Schnee bedeckt. Damals hatte ich ein winziges Budget und sehr wenig Erfahrung. Ich war immer überrascht, warum Nachhaltigkeit in der Mode nicht so im Vordergrund stand, wie in der Lebensmittel- oder Kosmetikbranche. Ein Journalist fragte mich sogar, warum ich Geld verdienen und gleichzeitig etwas Gutes tun wollte.
Schneller Vorlauf ins Jahr 2025. Bei Recherchen zur Hosenproduktion wurde mir klar, wie schwierig es ist, eine Hosenkollektion in Österreich herzustellen. Die Produktionspreise sind zu hoch und immer weniger Kund:innen sind bereit, mehr als €200 für eine normale Chino zu bezahlen.
Während meines E-Mail-Austauschs mit einer europäischen Produktionsfirma wurde mir gesagt, dass die Produktion von weniger als 200 Hosen als Sampling gilt, wodurch sich die Kosten pro Hose mehr als verdoppeln. Dies ist eine häufige Herausforderung. Ebenso haben viele Stofflieferant:innen hohe Mindestbestellmengen (MOQs), was es für kleine Labels nahezu unmöglich macht, marktrelevante Produkte herzustellen.
Rechnen wir mal nach: Ich habe für ein unabhängiges Label einen relativ großen Laden mit Platz für sechs Kleiderstangen. Eine Stange bietet Platz für 12 Kleidungsstücke, wenn sie für die Kunden schön präsentiert werden. Das bedeutet, dass ich 16,6 Kleiderstangen oder 2,7 Läden bräuchte, nur um ein einziges Produkt zu präsentieren!
Ich bin fest davon überzeugt, dass Überproduktion eines der Hauptprobleme ist, das die Nachhaltigkeit in der Modebranche beeinträchtigt. Die Branche muss schnell Lösungen entwickeln, um diese Herausforderung zu bewältigen. Was denkt ihr über Überproduktion? Steht ihr vor ähnlichen Problemen?